Magie der leisen Töne

Ich hatte ihn aufgegeben, den Eurovision Song Contest – schon lange bevor Conchita Wurst sich 2014 bis an die Spitze durchwurschtelte. Und nun das: Der Portugiese Salvador Sobral präsentiert seinen wunderschönen Song „Amor pelos dois“ und gewinnt ohne viel Tamtam, mit zarter musikalischer Substanz. Kein Glitter, keine Show-Effekte, sondern einfach nur himmlisch leise Töne, tiefempfunden vorgetragen. Sobrals Performance ist so ungekünstelt, dass sie komplett aus dem Rahmen fällt. Sie weckt ein Gefühl von „Saudade“, jener sanften Melancholie, die im portugiesischen Fado zelebriert wird und auch den brasilianischen Bossa Nova prägt.

Das Wort „Saudade“ (gesprochen: Sau-da-dʒi) wurde übrigens 2007 auf Platz sechs der zehn schönsten Wörter der Welt gewählt – von einer deutschen Jury, beauftragt vom Institut für Auslandsbeziehungen e. V., Berlin. Wie melodiös die portugiesische Sprache ist, machte Salvador Sobral beim ESC mehr als deutlich – am Ende noch einmal unterstützt von seiner Schwester Luisa, die „Amor pelos dois“ für ihren Bruder schrieb. Was für ein Geschenk!