Ohne Worte

Brauseherzen

Wenn einem plötzlich die Worte fehlen, ist das unangenehm, vor allem als Schreiberling. Aber es gibt Situationen, da sind wir alle sprachlos und wissen einfach nicht, wie wir etwas sagen sollen. Oft sind solche Momente mit intensiven Gefühlen verknüpft, die uns aufwühlen und verhindern, dass uns die treffenden Vokabeln einfallen: Das Sprachvermögen ist blockiert.

Sprachlosigkeit kann auch damit zu tun haben, dass wir uns auf unbekanntem Terrain bewegen, z. B. als autounkundige Frau in einer Männerrunde, die technische Details aus dem Kraftfahrzeug-Kosmos diskutiert – oder als einsilbiger Mann in einer Frauenrunde, die das Thema weibliche Intuition am Wickel hat. 😉

Doch was, wenn wir verstummen, weil uns Gefühle im Weg sind, die sich nicht beschreiben lassen? In einer Schlüsselszene seines Films „Der Stadtneurotiker“ überwindet Woody Allen die Begrenztheit der Sprache auf seine Art. Er versucht Diane Keaton seine Gefühle zu offenbaren, stößt dabei an die Grenzen seines Ausdrucksvermögens und fängt kurzerhand an zu improvisieren:

Liebe ist ein viel zu schwaches Wort für das, was ich fühle: Ich lirbe dich, ich lübe dich, ich libbe dich – ich müsste neue Worte erfinden, um es dir zu sagen …

Fazit: Gefühle lassen sich eben nicht immer auf Wortschatzniveau halten.

Warum ich das überhaupt schreibe? Weil es im Leben immer wieder darum geht, Sprachlosigkeit zu überwinden und die richtigen Worte zu finden. Das hat viel mit Emotionen und der Fähigkeit Gefühle ausdrücken zu können zu tun – und die lässt sich trainieren. Nicht nur Texter/-innen sollten diese Fähigkeit beherrschen, wenn sie erfolgreich Gefühle auslösen wollen.

Als ich in 2008 ein Texterseminar zum Thema Direktmarketing besuchte, ging es um die unterschiedlichsten Techniken, die Teilnehmern helfen sollten, besser zu schreiben. Zwei Tage lang drehte sich alles um Werbebriefe, Mailings, das Überwinden von „Schreibschwellen“ und vieles mehr. Ein erfahrener Text-Profi versorgte uns mit zahlreichen Tipps, Informationen und Übungen. Aber wie verblüfft war ich, als er uns erklärte, welche Übung den (Text-)Meister macht. Seine Empfehlung:

Schreiben Sie doch mal wieder einen Liebesbrief!

Ein toller Tipp, zu dem man allerdings das nötige Herzblut braucht. Also, wer leidenschaftlich gern seinen Ausdruck schulen möchte: auf geht’s! Seien Sie kreativ und lassen Sie nichts ungesagt – auch wenn es so nicht im Duden steht …