Es lebe die Handschrift!

Das Schreiben ist heute ein digitaler Prozess, der den Regeln der Effizienz folgt. Es hat nichts mehr mit Federkiel und Tinte zu tun, sondern benötigt einen Computer, eine Tastatur und Strom. So lassen sich Texte schnell verfassen, multiplizieren und speichern – papierlos. Fehler sind fix korrigiert, Dokumente im Nu archiviert und jederzeit auffindbar. Was für ein Fortschritt! Aber wie alle Dinge hat auch das Schreiben mit der Tastatur seine Nachteile. Einer davon ist der Verlust des individuellen Schriftbilds. Wer schreibt heute schließlich noch – ausdrucksvoll – per Hand?

Wir können aus Hunderten von Computerschriften wählen, aber verlieren die persönliche Note unserer Handschrift. Dabei hat das Schreiben auf Papier eine sinnliche Komponente. Es ist ein spezielles Vergnügen, mit einem Füller Schlaufen zu ziehen. Es hat etwas Meditatives, fast Künstlerisches und ist ein individueller Prozess mit einzigartigem Ergebnis.

Ich schreibe nur selten per Hand, aber wenn ich es tue, fühlt es sich besonders an. Das Papier gleicht einer Leinwand und mein Füller macht jede Handbewegung sichtbar. Ich lasse ihn schwungvoll dahingleiten und freue mich über den Luxus, federführend Kontrolle über das Wort zu haben. Kein Buchstabe gleicht ganz und gar dem anderen, doch die Schrift ist eindeutig meine. Ein schwungvolles Statement, das den Individualismus feiert, in einer immer gleichförmiger werdenden Welt.

Tipp: Greift mal wieder ganz bewusst zum Füller oder Stift! Und ich meine nicht zum Verfassen einer Notiz, sondern um einen Brief zu schreiben. Ein Schriftstück mit persönlichem Touch und exklusiver Botschaft. Das ist ein Geschenk an euch selbst und den Empfänger – oder die Empfängerin. Es lebe die Entschleunigung!