Die Texter-Branche ist im Wandel. Wortpreise und das Lohn-Dumping im Content-Marketing sorgen für Frust und Qualitätsverlust.
Kürzlich las ich einen Beitrag in einem Forum für Text-Freelancer. Dort fragte ein Textportal-Betreiber die Community nach ihren zentralen „Pain-Points“: „Was sorgt dafür, dass Sie einen Auftraggeber am liebsten in den Wind schießen würden? Welche Schwierigkeiten beeinflussen Ihren Workflow?“ Das Feedback sollte ihm helfen, eine „Wohlfühl-Oase für Texter“ zu etablieren und ihnen ein attraktives Gesamtpaket zu bieten. O-Ton: „Wer für mich schreibt, der soll Spaß haben und sich voll und ganz auf das fokussieren, was er gerne macht.“ Es folgte eine Liste mit geplanten Maßnahmen:
- Online-Textkontrolle mit Rechtschreib- und Stilprüfung
- optisch gut greifbares Briefing
- Hilfecenter (Synonyme, passende Formulierungen,
Schreibratgeber) - Zeit-Stopper für die Kalkulation des „Stundenlohnes“ und
die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Auftrages - automatisierte Abrechnungen/Gutschriften
Wohlfühl-Oase? Das klang nach Zeitarbeit 4.0 – für Hobbytexter mit Lernbedarf. Keine direkten Briefings, aber Direktzugriff auf Schreibratgeber? Schöne neue Texter-Welt! Ich konnte mir einen Kommentar nicht verkneifen. Darin stand, dass gute Texter mit hochwertigen Texten überzeugen, die selbstverständlich fehlerfrei, stilsicher und „unique“ sind. Dass sie kein Korsett brauchen, sondern frei kreieren müssen. Dass es nicht um Textlänge, Wortpreise und Mittel zur Kontrolle geht, sondern einzig um Qualität, denn: „Texten ist Handwerk – ein Kunsthandwerk. Und im besten Fall ist das Endergebnis ein künstlerisches Extrakt. (…) Als Senior-Texterin wundere ich mich immer wieder darüber, dass es Wortpreise gibt. Da werden Texter nach Quantität bezahlt und zu Fließbandarbeitern degradiert. Das ist lächerlich und zeigt, wie wenig manche Menschen von Text verstehen.“
„Wohlfühl-Oasen“ und perfekter Work-Flow entstehen jenseits enger Kontrollsysteme – in einer Kultur des Dialogs, der Freiheit und des Vertrauens. Dort, wo kreative Energien ungehindert fließen können und man Texte nicht nach Masse, sondern Klasse bezahlt. In diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen: Lasst euch nicht drücken! Sucht euch Kunden, die Qualität schätzen und angemessen entlohnen. Es gibt sie.