Wortverliebter Werber

ich liebe Worte. Ich liebe fette, buttrige Worte wie träufeln, Sündenpfuhl, schmuddelig, schaurig. Ich liebe althergebrachte, eckige, sperrige Worte wie bockbeinig, kommod, Quacksalber, piesacken. Ich liebe zwielichtige, fadenscheinige Worte wie schlüpfrig, Leichenbestatter, aalglatt, abwickeln. Ich liebe weltmännische V-Worte wie Bravour, Verve, Verleumdung, Vornehmheit.

Ich liebe brüchige, spröde, knisternde Worte wie Splitter, Zwist, Keilerei, krustig. Ich liebe mürrische, schmollende, verdrießliche Worte wie brüten, Grobian, Geizhals, griesgrämig, Finsterling. Ich liebe elegante, blumige Worte wie übersommern, flanieren, paradiesisch, Elysium. Ich liebe sich windende, wurmige, mehlige Worte wie krümmen, winden, kringeln, kriechen. (…)

Ich liebe das Wort Drehbuchautor mehr als das Wort Werbetexter. Daher habe ich beschlossen, meinen Beruf an den Nagel zu hängen und mein Glück in Hollywood zu versuchen. Aber bevor ich hier ins kalte Wasser gesprungen bin, war ich noch ein Jahr in Europa unterwegs, um zu studieren, nachzudenken und mir die Hörner abzustoßen.

Ich bin gerade von dort zurückgekehrt und liebe nach wie vor Worte. Darf ich ein Paar mit Ihnen wechseln?

Robert Pirosh
385 Madison Avenue
Room 610
New York
Eldorado 5-6024

Diese Bewerbung schrieb der amerikanische Werbetexter Robert Pirosh im Jahr 1934. Nach einem gelungenen Berufsstart wollte er lieber Drehbuchautor werden. Das kreative Schreiben war erfolgreich: Pirosh bekam den Job – und 15 Jahre später den Oscar für das Drehbuch zu seinem Film „Kesselschlacht“. Ein schönes Beispiel dafür, was Worte bewirken können. Und ein klarer Beweis, dass es sich lohnt, Mainstream-Pfade zu verlassen und der inneren Stimme zu folgen.